Um mehr über die Vergangenheit und die Zeit des Nationalsozialismus zu lernen, haben sich, am 04.09.2024 gegen 8 Uhr, 55 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 10 mit den Lehrkräften Frau Groben, Frau Göbel und Herrn Krämer auf den Weg ins ehemalige Konzentrationslager (KL) Natzweiler-Struthof gemacht. Von Mai 1941 bis September 1944 war dieses Lager ein Arbeiterlager der NS-Diktatur.
Während der ca. 3-stündigen Fahrt haben uns Ulrike Zuda-Tietjen und Hans Lothar Hölscher Grundinformationen über das Gebiet Elsass-Lothringen während des zweiten Weltkriegs vermittelt. In Natzweiler-Struthof angekommen, war unser erster Stopp bei der Sandgrube, deren Sand für den Bau der Wege am KL verwendet wurde. Gleichzeitig wurde diese Stelle als Exekutionsplatz missbraucht. Daraufhin sind wir zum Steinbruch gefahren. Hier mussten Gefangene schwerste, körperliche Arbeit verrichten. Sie mussten dort rosa Granit abbauen, welcher einer der Hauptgründe für den Bau des Konzentrationslagers war. Des Weiteren wurden hier kriegswichtige Materialien hergestellt, wie zum Beispiel Flugzeugteile und Tarnnetze.
Nach diesem Stopp wurden wir zum Dokumentationszentrum geführt, wo wir uns eine Ausstellung über die Zeit des Nationalsozialismus in Bezug auf Natzweiler-Struthof anschauten. Im unteren Teil des Gebäudes entdeckten wir den sogenannten Kartoffelkeller, welcher, anders als der Name vermuten lässt, wahrscheinlich zur Waffenlagerung oder für medizinische Zwecke genutzt wurde. Nun ging es in geteilten Gruppen weiter in den Bereich, in welchem die Häftlinge leben mussten. Hier wurden die meisten Gebäude originalgetreu restauriert, da die Originalbauten größtenteils baufällig und einsturzgefährdet waren. Innerhalb des eingezäunten Bereiches befanden sich zur Zeit des Nazi-Regimes 17 Baracken. Heutzutage stehen noch 4 von diesen.
Diese wurden unter anderem zur Unterbringung von Gefangenen genutzt. In der ersten Baracke, die wir besuchten, wurden Artefakte und Berichte aus gegebener Zeit ausgestellt. Danach besichtigten wir einen Wachtturm, sowie die Stelle, an der sich der Gemüsegarten für die Häftlinge befand. Die SS-Offiziere, welche im Lager arbeiteten, hatten ebenfalls einen Garten, der aber viel größer war.
Auf dem Weg zu der nächsten Baracke, in welcher die Gefängnisse waren, kamen wir an zwei Reihen aufgestellter Bilder mit Namen vorbei. Hier befand sich ebenfalls ein Denkmal mit Gedenktafeln und Blumen. Uns ist aufgefallen, dass alle Personen am zweiten September gestorben sind. Es handelte sich um Mitglieder der Widerstandsgruppe „Alliance“. Deshalb ist jedes Jahr am zweiten September eine
Gedenkfeier für die Opfer. Nach ihrer Gefangennahme wurden sie durch SS-Soldaten hingerichtet. Sobald uns Ulrike die Geschichte der Widerstandskämpfer erzählt hatte, gingen wir ein weiteres Gebäude besichtigen. In der letzten Baracke befanden sich, neben dem Krematorium, Räume für die Forschung von Medizin an Menschen. Auch der Originalofen, welcher zur Verbrennung der Leichen benutzt wurde, befand sich dort.
Besonders bedrückend fanden wir den Fakt, dass an dem Platz, an dem wir gerade standen, vor knapp 80 Jahren Leichen lagen. Unser letzter Stop waren die Gaskammern des KL Natzweiler-Struthof. Hier wurden 86 Juden aus Auschwitz im August 1943 vergast. Unter den Getöteten befanden sich auch Jugendliche. Die Jüngste unter ihnen starb bereits im Alter von 15 Jahren.
Zum Abschluss dieses bewegenden Tages durften wir an einer Fragerunde teilnehmen, bei welcher wir uns von links nach rechts einordnen sollten, um die jeweiligen Fragen zu beantworten. Die erste der drei Fragen bezog sich auf unser Wohlergehen. Die meisten der Schülerinnen und Schüler hatten gemischte Gefühle, aber wir waren alle über die Taten der Nazi-Diktatur geschockt. Viele unserer Mitschülerinnen und Mitschüler meldeten uns zurück, dass sie zwar über die Geschehnisse im Konzentrationslager Bescheid wussten, es ihnen jedoch ein anderes Gefühl vermittelte, selbst am Ort der Geschehnisse zu sein. „Mich haben vor allem die Geschichten einzelner Personen berührt. Es ist schon ein anderes Gefühl an dem Ort zu sein, anstatt nur im Geschichtsunterricht davon zu hören, aber dann noch das Schicksal einzelner Gefangenen zu hören, hat mich noch ein Stück mehr erschüttert und das ganze noch einmal greifbarer gemacht.“, berichtete uns eine Schülerin, die wir nach ihrem Eindruck fragten. Gerade die Geschichte eines Mannes, der einen erfolgreichen Fluchtversuch startete, im Dorf jedoch von einem mit dem SS-Kommandanten befreundeten Bewohner verraten wurde, setzte Vielen besonders zu. Der Flüchtige wurde nämlich mit einem Schild um den Hals, auf welchem „Hurra ich bin wieder da!“ stand, erhängt. Die zweite Frage, die uns gestellt wurde, war, ob uns der Tag überrascht hat. Der Großteil unserer Stufe wusste jedoch bereits einigermaßen durch den Geschichtsunterricht was uns erwartet. Allerdings fand der ein oder andere, dass auch der Geschichtsunterricht uns nicht ganz auf das, was wir sahen, vorbereitete. Ob wir den Besuch des KL Natzweiler-Struthof für die nachfolgenden Klassenstufe 10 verpflichtend empfehlen würden, war die letzte Frage. So weit waren wir uns einig, dass es eine wichtige Erfahrung ist, die jeder Mensch einmal erleben sollte. Allerdings gab es auch Schülerinnen und Schüler, die fanden, dass der Besuch für Personen, die nicht gut mit derartigen Themen zurechtkommen, freiwillig sein sollte.
Wir für unseren Teil, stimmen jedoch dem Großteil zu. Aus unserer Sicht ist ein Besuch in einem Konzentrationslager wichtig, damit man die Vergangenheit nicht aus den Augen verliert und denselben Fehler nicht wiederholt. Es ist wichtig, sich den Folgen falscher Wahlen bewusst zu sein. Seid euch jederzeit bewusst, wir können zwar nichts für die Vergangenheit, doch wir tragen die Verantwortung für die Zukunft.
Johanna Hollinger, Luana Tillmann, Johanna Jochem