Am 15. April des letzten Jahres fand die konstituierende Sitzung des Fairtrade-Teams „Cusanus For Future“ statt. Über 30 interessierte Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern sowie die gesamte Klasse 9a, die wenige Monate später auch zur ersten „Fairen Klasse“ der Schule ausgezeichnet wurde, kamen im Lehrerzimmer zusammen, um gemeinsam zu überlegen, wie wir vor Ort unsere Schüler*innen für die sozialen, ökologischen und ökonomischen Disbalancen auf der vor allem südlichen Seite unseres Globus sensibilisieren und dafür sorgen können, diese Welt zu einem besseren und lebenswerteren Ort für alle Menschen zu machen. Unsere Schulgemeinschaft zeichnet sich aus durch Werte der Achtsamkeit, der Umsicht und des gegenseitigen Respekts. Diese Werte stehen an unserer Schule nicht nur freitags (for future) ganz oben auf der Tagesordnung, sondern dienen als genereller Leitfaden für einen sozialen Umgang miteinander. Das Cusanus-Gymnasium möchte diesen „lokalen“ Gedanken „globalisieren“ – getreu dem bekannten Motto „Großes entsteht immer im Kleinen“.

Die eigentliche Geburtsstunde des Fairtrade-Gedankens war wohl der Auftritt des Nairobi Hope Theater aus Kenia im März 2019 in der Aula unserer Schule. Wynnie Mbindyo von der Fairtrade-Initiative Saar rief mich an und fragte mich, ob ich mir einen Auftritt der Gruppe an der Schule vorstellen könnte. Ich sagte zu und in einer vollbesetzten Schulaula mit über 500 Zuschauern wurde die politische Revue „Wasser“ als Grundlage unseres Lebens aufgeführt. Allen wurde deutlich vor Augen geführt, dass es sich lohnt, diese Ressource zu wahren und zu schätzen.

Nach der Gründung des Fairtrade-Teams ging alles recht schnell. Unsere Arbeitsgemeinschaft „Misheni Moyo“ war sofort bereit, sich auch hier mit zu engagieren, und der Schulverein zeigte sich sehr erfreut über diese Initiative und bot sofort seine finanzielle Unterstützung an. Durch diese vorhandene Infrastruktur fiel es der Schule leicht, die weiteren Schritte zu gehen. Frau Stenger-Mayer machte sich mit ihrer Klasse auf den Weg zur „Fairen Klasse“, Misheni Moyo bot beim Spendenlauf selbstgemachte Müsliriegel und selbstgemachte Limonade aus fair gehandelten Produkten an. Mit Bananen aus dem Eine-Welt-Laden der evangelischen Kirchengemeinde St. Wendel machte Misheni Moyo mit ihrem betreuenden Lehrer Carsten Rehling Bananenmilch, im Lehrerzimmer und im Bistro werden fair gehandelter Kaffee und Kakao angeboten und seit einem Jahr haben wir unsere Schul-Pullover und Schul-Polo-Shirts aus 100% Baumwolle fair gehandelter Baumwolle im Angebot. Wir werden in unserem Schulbistro zukünftig die Produktpalette um Tee und Müsliriegel aus fair gehandelten Zutaten erweitern. Einen echten Leckerbissen (Achtung Wortspiel) stellt unser Kochbuch mit vielen leckeren Rezepten – übrigens auch regionale wie beispielsweise die Hasborner Lyonerpfanne dar. Mein Kollege Thomas Hero hat mit seiner Klasse 9c diese Mühen auf sich genommen. Und da unser „Hero“ (engl. Held) ohnehin polyglott ist, haben seine Schüler*innen und er die Rezepte gleich in Deutsch, Englisch und Französisch verfasst. So bringt Schule Freude und Genuss.

Ich war sehr froh, dass wir unsere kleine Feierstunde vor Ort durchführen konnten und die Schule die Zertifizierungsurkunde in einer Präsenzveranstaltung in Empfang nehmen durfte.  Es war ein Lichtblick in diesen etwas dunkleren Zeiten und es war gut, dass wir mit Landrat Udo Recktenwald, Bürgermeister Peter Klär, den Verantwortlichen der Fairtrade-Initiative Saar, Wynnie Mbindyo, Ingrid von Osterhausen und Peter Weichhart, dem Dezernenten für Bildung, Infrastruktur und Sicherheit Uwe Luther, der Koordinatorin BNE Frau Isabelle Kiehn aus dem MfBK und Frau Eva Henn vom BildungsNetzwerk St. Wendeler Land wunderbar musikalisch umrahmt für 90 Minuten Inzidenzwerte und Corona vergessen konnten. Na ja, was heißt vergessen: Die Feierstunde fand in einem sehr kleinen Rahmen statt – selbstverständlich mit Maske und Abstand.

Mein Dank gilt allen Mitgliedern der Schulgemeinschaft, die mit mir diesen Weg beschritten haben und weiter beschreiten werden. Vor allem aber bedanke ich mich bei Wynnie Mbindyo, die mir stets mit Rat und Tat zur Seite stand.

Es tut gut, Gutes zu tun. Und es tut auch gut, wenn man dafür belohnt wird. Anerkennung sollte nicht ursächlich sein, Gutes zu tun, als Resultat guter Taten mag sie jedoch Motivation, Ansporn und Motor sein für die Zukunft. Und hier schließt sich der Kreis: „Cusanus For Future“ – und hoffentlich für immer.

Holger Büch

Stellvertretender Schulleiter