Eine spannende, außergewöhnliche Unterrichtsstunde durften die Schülerinnen und Schüler der Lerngruppe Evangelische Religion am Donnerstag, dem 12.12.2019, erleben. Im Rahmen der Unterrichtsreihe „Willkommen in Deutschland – Dem Islam in Bildern begegnen“ hatte Herr Allenbacher Kontakt zu einer ehemaligen Schülerin des Saarlouiser Gymnasiums am Stadtgarten, Shirin Najdi, geknüpft, die als überzeugte Kopftuchträgerin den Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort stand. Das nutzten die Schülerinnen und Schüler so ausgiebig, dass sie sogar bis in die zweite große Pause weiter Fragen stellten und dies auch sicherlich noch eine weitere Schulstunde hätten machen können.
Shirin Najdi trägt ihr Kopftuch, seit sie neun Jahre alt ist, und gibt auch zu, dass sie es heute durchaus mehr reflektiert hat als damals. Sie empfand es schon damals als Teil ihrer Religion und trug es aus Achtung vor Gott. Ihre Mama spielte dabei eine zentrale Rolle, da sie ihr das vorlebte und vermittelte. Sie war sozusagen ein Vorbild für sie, dem sie folgen wollte. Heute trägt sie es aus persönlicher Überzeugung und sieht keinen Zwang dahinter. Es geht vorrangig darum, dass sie im öffentlichen Raum und gegenüber fremden Männern ihren Körper verdeckt. Die Schülerrinnen und Schüler stellen auch sehr praktische Fragen, wie es z.B. Ist, wenn man zum Friseur gehen muss oder wie Shirin Sport machen kann und ob es denn nicht heiß unter dem Kopftuch im Sommer ist.
In ihrer sympathischen Art erklärt sie, dass es sogar gut ist, wenn man sich immer Sommer etwas luftiger kleidet, was die Luftzirkulation angeht und dass es nicht unerträglich sei, mit einem Kopftuch und langer Kleidung im Sommer draußen zu sein. Sie studiert in Saarbrücken Physik und Philosophie und besuchte 8 Jahre lang den evangelischen Religionsunterricht am Gymnasium in Saarlouis. Da sie Lehrerin werden möchte, wird es spätestens im Schuldienst interessant werden, wie der Dienstherr dem Tragen des Kopftuchs gegenüber steht. Shirin Najdi äußert sich auf diese Frage ganz deutlich, dass es keinesfalls in ihrem Interesse liege, Schülerinnen und Schüler zu bekehren, genauso wenig wie es im Interesse Herrn Allenbachers sei, alle Schüler vom christlichen Glauben zu überzeugen. Sie empfindet es gerade wichtig, dass Schülerinnen und Schüler kritisch mit ihrer eigenen Religion umgehen. So kritisiert sie auch die Praxis am Ramadan, am Tag zu fasten und sich dann abends die Bäuche mit mehreren Gängen voll zu schlagen. Das sei nicht der Sinn des Fastenbrechens. Die Gemeinschaft sei wichtig und das Bewusstsein darüber, dass Essen und Trinken nicht selbstverständlich sind, dass Menschen in Armut darunter leiden.
Brennend interessierte die Schülerinnen und Schüler, ob Shirin Weihnachten feiere. Sie antwortete darauf, dass sie das „so halb-halb“ tue, da ihr Großvater sehr gläubiger Christ ist. Auch die Rolle Jesu im Islam sowie das Opferfest als mögliche Verbindungen beider Weltreligionen fanden die Schülerinnen und Schüler spannend. Das typische „Boyfriend“-Schema gibt es im Islam zur Überraschung der Lerngruppe nicht. Shirin erzählt, dass man in ihrem Glauben heiraten muss, wenn man es wirklich ernst meine, und kommentiert dies, dass es bei ihnen eben „old-school-like“ ist. Sie betont, dass eine Beziehung einen sehr hohen wert hat und man sich daher sehr sicher sein muss, wenn man eine Beziehung zu einem Partner eingeht.
Der Besuch von Shirin Najdi war eine sehr gewinnbringend und interessant. So konnten die Schülerinnen und Schüler einen noch tieferen und detaillierteren Einblick in die muslimische Lebenswelt erlangen.
Herzlichen Dank an Shirin Najdi für ihre Bereitschaft, den Schülerinnen und Schülern wirklich alle Fragen zu beantworten.